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104 GLAUBENSLEHRE DES ISLÂM. ist der Schiʿitismus ausser der geringen Zahl eingewanderter und
unter ihrem Consulat lebender Perser, besonders durch einige Secten
innerhalb der eingeborenen Bevölkerung vertreten. Schon früh
hatte sich der Schiʿitismus auch im Westen verbreitet, besonders
unter den Fatimidischen Herrschern in Aegypten. Die Schiʿiten
sind sehr fanatisch; sie essen mit keinem Andersgläubigen zusam-
men
. Die Secte, welche in Syrien diese Ansichten am reinsten
erhalten hat, sind die sogenannten Metâwile. Sie haben Dörfer in
Nordpalästina und im Libanon bis gegen Höms hin, ja noch weiter
nach Norden, und stehen in schlechtem Ruf als Räuber und Mör-
der
. Ihnen sehr ähnlich sind die Ismaʿîlier, welche ihren Namen
vom sechsten jener Imâme, Namens Ismaʿîl (zweite Hälfte des 8. chr.
Jahrh.
) ableiten; sie sind mit den im Mittelalter so berüchtigten
Assassinen (eig. = Hanfraucher, S. 72) zu identificiren. Die reli-
giöse
Gährung jener ersten muslimischen Jahrhunderte war gross:
alter Aberglaube aus dem Heidenthum, missverstandene griechi-
sche
Philosophie, alt-persischer Dualismus, Seelenwanderung,
ja selbst materialistische Systeme kreuzten sich in bunter Mischung
und haben Religionen erzeugt, zu deren Entwirrung die volle Ein-
sicht
in eine Menge uns höchst müssig erscheinender Speculationen
erforderlich ist. Noch heute leben verschiedene solcher Religionen
in versteinertem Zustande als Geheimlehren fort; aber hinter der
Geheimnisskrämerei steckt, wenn man tiefer zusieht, so gut als
Nichts oder baarer Unsinn. Die Anhänger dieser Secten geben
sich dem Christen gegenüber gern als Christen, dem Muslim als
Muslimen, nur um den ihnen unbequemen Fragen über ihre Re-
ligion
auszuweichen. Es gibt verschiedene Grade von Einweihung
in die Geheimnisse dieser Secten: mehr und mehr wird dem Auf-
zunehmenden
der Korân allegorisch erklärt, bis wohl gar nichts
vom Glauben mehr übrig bleibt. Die Ismaʿîlier wohnen in Nord-
syrien
in der Gegend von Höms, wie die Nosairier, denen sie in
vielem gleichen. Man hat die Nosairier in neuerer Zeit besonders
mit der Secte der Manichäer verknüpfen wollen; Thatsache ist,
dass sie schon im 10. Jahrh. unserer Zeitrechnung aufgetaucht
sind und ursprünglich ihren Sitz am Euphrat hatten. Sie schei-
nen
sehr viel Aberglauben aus der syrischen Heidenzeit be-
wahrt
zu haben; doch haben sie auch eine Art Abendmahl mit
dem Kelch, den Glauben an eine Art Trinität und besondere Re-
ligionsbücher
. Bei ihren Gebeten wenden sie sich gegen die auf-
und untergehende Sonne. Sie bewohnen das sogenannte Nosairier-
gebirge
in Nordsyrien, woselbst sie Ackerbau und Viehzucht treiben.

Aus demselben Wuste verschiedenartigen Aberglaubens ist die
Drusen-Religion hervorgegangen. Der Chalîfe Hâkim biamrillah
(9961020) in Aegypten hatte sich als Verkörperung ʿAli’s erklärt
(S. 72); ein schlauer persischer Sectirer Mohammed ibn Ismaʿîl ed-
Darazi
verbreitete diese Lehre nebst der von der Seelenwanderung
und fand namentlich im südlichen Libanon (Wâdi et-Teim) An-